Historie

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An dieser Stelle erläutern wir die neuere Geschichte des Rubinger Waldes, hier speziell die Gegend um das neue Planungsgebiet im Karweidach in den letzten 30 Jahren.

Die Vorgeschichte

Im Zuge der Bayerischen Gebietsreform 1972 und der sog. Rechtlerteilung wurde eine größere Teilfläche aus der Rubinger Rechtlerflur an den Markt Oberstdorf übertragen.

Die Gemeinde übernahm einen wertvollen Bestand an schützenswertem Auwald, gleichzeitig ein beliebtes Naherholungsgebiet, von ruhigen Spazierwegen durchzogen, im Sommer und im Winter attraktiv für Einheimische und Gäste. Durch den Ahorn-gesäumten Spazierweg des Oberstdorfer Verschönerungsvereins waren Rubinger Wäldchen und Illerursprung seit langer Zeit an das östliche Oberstdorf angebunden, also Teil eines stark frequentierten touristischen Netzwerks.

Scheibchenweise Naturvernichtung

Ungeachtet dieser Funktion und Wertigkeit begannen schon bald die ersten größeren Eingriffe, der Anfang einer scheibchenweisen Vernichtung .

Zunächst die großzügige Rodung für die Anlage der Kur-AG mit Tennishalle (am Bedarf vorbei geplant), Kegelbahn und Restauration und Tennis-Freiplätzen(obwohl die Tennisanlage im Ortszentrum noch heute besteht!).

Die schwerwiegendste Entwicklung aber war der Plan der Gemeinde, im Rubinger Wald, im absoluten Außenbereich, mitten im schützenswerten Auwald, eine fabrikartige Mineralwasser-Abfüllanlage zu errichten.

Das hochwertige alpine Mineralwasser aus den Tiefbrunnen in der Spielmannsau sollte als Werbeträger den Namen Oberstdorfs in die Welt hinaustragen.

Der Landkreis kam nur sehr zögernd dem Drängen der Gemeinde nach und genehmigte die Aufstellung eines spezifizierten Bebauungsplanes für eine Mineralwasser-Abfüllanlage.

Im Vertrauen auf die Realisierbarkeit des Vorhabens und um möglichen Einsprüchen seitens Naturschutz und Forst die Grundlage zu entziehen und vollendete Tatsachen zu schaffen, ließ die Gemeinde eine große Waldfläche roden (2 ha). Doch das Fehlen eines seriösen Investors und Betreibers und Entwicklungen auf dem Mineralwassermarkt machten nach vielen Jahren die Vision vom Oberstdorfer Mineralwasser endgültig zunichte.

Zurück blieb eine Brachfläche mitten im Wald, die zur Deponie für verschiedenste Materialien verkam, ein ärgerlicher Schandfleck für Einheimische und Gäste .

Der Auwald versucht den illegalen Eingriff von 1999 selbst zu heilen (renaturieren) . Man sieht deutlich wie Auwaldpionierpflanzen wie Weiden und Erlen den Platz versuchen rückzuerobern. Einzig der permanente Eingriff als Lagerplatz verhindert seit Jahren den Auwaldaufwuchs.

Und es blieb ein rechtsgültiger Bebauungsplan, der nun die verschiedensten Begehrlichkeiten weckte, und den man nun versuchte, mit einer neuen Widmung zu versehen: Mal sollte es ein Wohngebiet für Einheimische werden, dann war der letzte Anlauf ein großes Hotelprojekt, durch das gleichzeitig der Bedarf an einem Hallenbad/Sauna für den ganzen Ort abgedeckt werden sollte. Die Realität der Finanzierung stoppte auch dieses Vorhaben.

Nun also soll durch einen neuen, in seinen Inhalten veränderten und stark erweiterten Bebauungsplan für ein Gewerbegebiet das gesamte Gebiet überplant und bebaut werden, das ist das endgültige Ende der GESCHICHTE des Rubinger Wäldchens.

Denn das, was letztlich um das Planungsgebiet herum an Bewuchs übrigbleibt, und das in Planbeschreibungen als „Waldgürtel“ bezeichnet wird, wird auf Grund der intensiven Bebauung und der den Gebäuden von eventuell noch verbleibenden Bäumen drohenden Windwurfgefahr nur noch ein schmaler Grünstreifen niedriger „heimischer Sträucher“ sein.

Das Gewerbegebiet Karweidach

Der neue und stark erweiterte Bebauungsplan soll einerseits den örtlichen Handwerksbetrieben Erweiterungen ermöglichen sowie die Ansiedlung der Gemeindewerke an dieser Stelle vorsehen.

Wir haben im Gespräch mit der Leitung des Bauamtes nachgefragt, ob die Gemeinde auch andere Standorte untersucht hat. Das wurde negativ beschieden.

Unsere Wunsch nach einer Auflistung aller der Gemeinde bereits gehörenden Grundstücke wurde abgelehnt mit der Begründung, dass dies keine öffentlich zugänglichen Daten seien.

Bei der ersten Auslegung des Bebauungsplans wurden von Bürgern 60 Widersprüche eingereicht. Die Leitung des Bauamtes ist der Meinung, dass die 60 Widersprüche inhaltlich identisch sind und daher als ein Widerspruch zu werten sind.

Mehr Informationen:

5 Gedanken zu „Historie“

  1. Das neue Gewerbegebiet Karweidach sollte unbedingt verhindert werden!
    Ich möchte mich gerne an geeigneten Aktionen beteiligen und das Bürgerbegehren „Rettet das Rubinger Wäldchen“ unterstützen.

    1. Hallo Herr Dr. Höfner,
      vielen Dank für Ihren Kommentar. Wir freuen uns sehr, daß Sie mithelfen möchten, den Rubinger Auwald zu erhalten. Vielen Dank dafür! Bei der nächsten Aktion die wir starten werden wir auf jeden Fall an Sie denken. Ihnen und Ihren Lieben eine besinnliche Adventszeit und ein frohes Weihnachtsfest, Ihre Viktoria Harzheim

  2. Jeder Gemeinderat der sich abermals mit dem Mies´schen Satz „wenn wir das heute nicht entscheiden, dann geraten wir in Verzug…“, zu einem Schnellschuss hinreißen lässt, hat aus den vergangenen Jahren nichts gelernt. Kein Beschluss der letzten 6 Jahre, den wir unter Zeitdruck-Argumentation gefasst haben, hatte das Potenzial sauber und zielorientiert umgesetzt zu werden.
    Die Zukunft von über 60.000 m² Heimatboden muss mit der betroffenen Bürgerschaft konsensfähig erarbeitet werden. Wir müssen dieses Thema ergebnisoffen den Kolleginnen und Kollegen der neuen Legislaturperiode so wie dem neuen Bürgermeister von Oberstdorf überlassen, damit diese für die Zukunft handlungsfähig sind und die Chance bekommen solche Projekte unter ökonomischen, ökologischen und sozialen Gesichtspunkten zu erarbeiten

    Leider ist es mir nicht möglich (beruflich) an der kurzfristigen Sondersitzung teilzunehmen. Meine Kollegen der Fraktion habe ich über meine Meinung informiert;

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