Brief an die Gemeinde

Ein langjähriger Feriengast, der seit 1951 Oberstdorf besucht, hat diesen denkwürdigen Brief zum Gewerbegebiet Karweidach an die Gemeinde geschrieben, den wir Ihnen nicht vorenthalten wollen.

Herzlichen Dank dafür!
Die Bürgerinitiative Stop-Karweidach


Sehr geehrte Frau Bromberger,
sehr geehrter Herr 1. Bürgermeister Laurent O. Mies,

meine Frau und ich haben im Dezember und Januar je zwei Wochen zum Skilaufen in unserem Haus in Rubi verbracht. Dabei habe ich mich intensiv mit dem Projekt Karweidach befasst und in vielen Gesprächen eine Meinung bilden können. Auch habe ich an der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 12.12.2019 als Zuhörer teilgenommen.

Mein Gesamteindruck: Das Projekt in der derzeitigen Form ist überdimensioniert, unverhältnismäßig in seinem Eingriff in die Natur und die Schönheit des Auwalds an der Iller und dem Illerursprung und eine Zumutung insbesondere für Rubinger und ihre Gäste, die diesen Wanderweg nach Oberstdorf besonders schätzen. Viele schütteln den Kopf und fragen sich, warum ein Gewerbegebiet und Bauhof ausgerechnet an diesem naturgeschützten idyllischen Kleinod angesiedelt werden muss und das in der erdrückenden Größe und Höhe.

Ich musste auch feststellen, dass der Widerstand gegen dieses Megaprojekt mit industriellem Charakter weiter wächst und sich verhärtet. In dieser Situation sich auf die formale Rechtsposition nach Ablauf der derzeitigen Offenlegung des Projekts zu stützen und einen Hauruck-Beschluss im Gemeinderat kurz vor den Wahlen durchzusetzen, halte ich für sehr gefährlich. Erstens ist er nicht nachhaltig und kann vom neuen Gemeinderat mit anderen Mehrheiten wieder aufgehoben oder korrigiert werden. Zweitens kann so die Wut der übergangenen Gegner eskalieren und Aktivisten vom Schlage Hambacher Forst auf den Plan rufen, was der Touristenstadt Oberstdorf sehr schaden könnte. Auch wäre das nicht gerade ein eleganter Ausklang für den scheidenden Gemeinderat.

Mein Vorschlag: Überlassen Sie die Entscheidung dem neuen Gemeinderat. Er hat dann genug Zeit, mit den Gegnern öffentlich auf Augenhöhe und mit Kompromissbereitschaft zu diskutieren mit dem Ziel, ein Einvernehmen herzustellen. Entweder lassen sich die neuen Räte sosehr von den schwerwiegenden Einwendungen beeindrucken, dass sie das Projekt fallen lassen. Oder die Räte können mit einem deutlich komprimierten Objekt in Fläche und Höhe die Vorbehalte soweit entkräften, dass ein Einvernehmen möglich wird und Karweidach ohne Spaltung der Bürger realisiert werden kann.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, ich schreibe Ihnen diese Zeilen als langjähriger Feriengast seit 1951, dem diese schöne Gegend als zweite Heimat sehr ans Herz gewachsen ist, und in der Sorge, dass ohne Einvernehmen der demokratieliebenden Bürger keine nachhaltige Politik möglich ist, wie Erfurt uns das gerade lehrt.

In der Hoffnung, dass Ihnen und dem Gemeinderat eine konsensbasierte Lösung gelingen wird,

verbleibe ich mit verbindlichen Empfehlungen

Ihr …

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